Weihnachtsbaumeln
Snorrebaard hat zwei Tassen heiße Schokolade gemacht und eine Dachplatte vom Lebkuchenhaus abgenommen. „Krullestaart!“ ruft er. „Ich habe hier etwas Leckeres. Kommst du an den Weihnachtsbaum!?“
„Moment…ich weiß nicht…“ hallt es vom anderen Ende der Quatschgrube. „Warte…“.
Seltsam, denkt Snorrebaard, sonst lässt Krullestaart bei so einer Gelegenheit nie auf sich warten.
„Nein, ich kann leider nicht kommen“ ruft Krullestaart dann..
„Hmmm… Was kann bitte so wahnsinnig wichtig sein, dass er nicht kommen kann?“ Neugierig macht sich Snorrebaard mit den Tassen und dem Lebkuchenteller zu Krullestaart´s Zimmer auf. Als er hereinkommt sitzt Krullestaart im Schneidersitz und mit verschlossenen Augen auf dem Boden. Passend zum Fest hat er zwei sehr schöne silberne Kugeln an seinen Ohren hängen. Snorrebaard setzt sich Krullestaart gegenüber und reicht ihm seine Tasse.
„Hübsche Ohrringen,“ sagt er. „Bisschen weiblich…, aber elegant.“
„Das sind keine Ohrringen“, erwidert Krullestaart, „Das sind Entscheidungshilfen“.
„Entscheidungshilfen? Das verstehe ich nicht.“
Krullestaart erklärt: „Was ein Pendel ist, weißt du, oder? Manche Leute ziehen bei wichtigen Entscheidungen einen Pendel zu Rate. Die Methode ist aber ziemlich unwissenschaftlich. Die Antworten lassen sich leicht durch kleine Schwingungen mit der Hand leicht manipulieren. Meine Entscheidungshilfen dagegen basieren nicht auf esoterischem Glauben, sondern auf Ergebnissen der Hirnforschung. Das Hemisphären-Modell besagt, dass die linke Gehirnhälfte rationale, analytische, zeitlich lineare und logische Prozesse verarbeite, während die rechte Gehirnhälfte ganzheitlich, bildhaft, musisch, kreativ, intuitiv, zeitlos und emotional orientiert sei. Nun, die besten Entscheidungen sind die, bei denen Rationalität und Emotionalität miteinander in Einklang sind. In diesem Fall sind die Schwingungen in beiden Gehirnhälfte gleich stark und synchron ausgerichtet. Wenn nun die Pendel an meinen Ohren mit den Hirnwellen im gleichen Rhythmus vorwärts und rückwärts mitschwingen, wird mein Kopf JA nicken. Einseitige oder asynchrone Schwingungen dagegen bedeuten, das die Hirnhälfte nicht in Einklang miteinander sind: Mein Kopf wird dann automatisch NEIN schütteln.“
„Und so was brauchst du wirklich? Auch an Weihnachten?“ fragt Snorrebaard.
„Gerade an Weihnachten!“ erwidert Snorrebaard. „Da gibt es dauerhaft wichtige Entscheidungen zu treffen: Jetzt ein Plätzchen oder nachher? Zu deinen oder zu meinen Eltern? Rotes oder grünes Geschenkpapier? Geschenke vom Weihnachtsmann oder vom Christkind? Auspacken am 24. oder am 25. Dezember? Gans oder Pute? Und nach Weihnachten kommen dann auch noch die ganzen Vorsätze fürs neue Jahr. Aber was ist denn ein „guter“ Vorsatz.?… Ohne meine Entscheidungshilfe wäre ich völlig aufgeschmissen!“
Snorrebaard weißt nicht ganz was er davon halten soll. „Gib mir mal, bitte“, sagt er schließlich.
Krullestaart hilft ihm die Kugeln an seine Ohren zu knipsen. „Jetzt, stelle dir eine wichtige Frage!“ fordert er seinen Freund auf.
Snorrebaard schließt die Augen und konzentriert sich. Aber so viel Mühe er sich auch gibt, ihm fallen keine Fragen ein. Es ist als ob sein Kopf leer wäre. Auch die Pendel bleiben ruhig hängen. Merkwürdig… ist das vielleicht die wahre Erleuchtung?
Sanft fangen die Kugeln an zu schwingen und bringen ihn in ein rhythmisches Vorwärts-schaukeln … Ja!
Besinnliche Weihnachten!
Die Quatschtronauten.